Wenn sich das Jahr zu Ende neigt, sind wir Menschen immer wieder versucht, zurück zu blicken und ein Fazit zu ziehen. Hier soll es aber eher um Erkenntnisse gehen als um ein Fazit (das klingt so abschließend).
2014 war, und ist es noch ein paar Stunden, ein sehr ereignisreiches Jahr und nimmt eine besondere Stellung ein in der Reihe meiner vergangenen Jahre. Nur zwei Highlights: Landesgartenschau und die Aktion „Schmeck‘ die Heimat“. In beiden Fällen habe ich aktiv mitgewirkt und es zu meiner Sache gemacht.
Für die Aktion hatte ich mich damals, als ich den Aufruf in der Zeitung las, spontan gemeldet. Einfach, weil ich es eine gute Sache fand, ohne nachzudenken, was es heißen würde, tatsächlich dabei zu sein. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Reaktion, als die Zusage kam, dass ich ausgewählt wurde: Oh je, auf was habe ich mich da eingelassen und was heißt das jetzt! Der erste „Schreck“ verflog allerdings sehr schnell und machte einer gehörigen Portion Neugier und Freude Platz. Die Auftaktveranstaltung bei wunderbarstem Herbstwetter ließ alle Bedenken schwinden, vor allem da wir Teilnehmer uns gleich so gut verstanden – die Familie Ruf und ich (Julia weilte da noch im Urlaub). Wir sind über die Wochen zu einem guten Team zusammengewachsen und hatten immer wieder viel Spaß miteinander.
Meine Erkenntnisse:
- Regional hat nichts mit Verzicht zu tun
Die Fülle und Frische der Produkte und vorallem die zu jeder Saison verschiedenartigen Lebensmitteln führen definitiv zu mehr Genuss und Vielfalt. - Regional bedeutet saisonal
Die Region bietet viele gesunde, frische Produkte, wenn wir bereit sind, diese zu verwerten zu der Zeit, in der sie wachsen - Wochenmärkte besuchen
Hier finden wir all die Produkte, die in unserer Region wachsen (und natürlich vieles mehr, das nicht in unserer Region gedeiht) - Gespräche führen
und zwar mit allen „Parteien“: Erzeuger, Betreiber, Verbraucher von der Idee überzeugen, um ein Miteinander zu gestalten - Informationen beschaffen
Wir leben in einer Informationsgesellschaft und das können wir nutzen, um herauszufinden, was es alles in unserer Region gibt und wo wir es beziehen können. Auch Supermärkte bieten regionale Produkte an. Wir müssen es nur wissen und genau hinschauen. - Gut planen
Eine gute Planung unserer Einkäufe macht es einfacher, uns mit regionalen Produkten zu versorgen. Ein zusätzlicher Effekt: Es sorgt einem unnötig vollen Einkaufswagen vor und reduziert das Wegwerfen von überflüssigen und dann verdorbenen Lebensmitteln. - und zu guter Letzt:
Regional heißt nicht auf alles zu verzichten, was nicht in der Region wächst. Wichtig ist, sich im Klaren darüber zu sein, was wir essen und was es für diejenigen bedeutet, die die Produkte herstellen und welche Auswirkungen dies auf unsere Tiere und Pflanzen, die Umwelt hat. Und das verändert auch das Konsumverhalten.
Schmeck‘ die Heimat hat für mich viel mit Bewusstsein und Verantwortung zu tun. Und das finde ich sehr schön! Weil daraus wiederum Genuss entsteht.
Wie waren sie nun diese neun Wochen?
Manchmal anstrengend, ja zugegeben, aber überwiegend sehr bereichernd und positiv. Da waren die vielen Gespräche mit Erzeugern, Mitarbeitern in Supermärkten, Freunden, Bekannten, fremden Menschen. Und alle haben sie zugehört, nachgedacht, ihre Sicht der Dinge kundgetan, sind ins Grübeln geraten und vor allem: sie wollten über ihr eigenes Kauf- und Essverhalten nachdenken. Es ist wie ein Acker, den man bestellt, Korn aussät und dann Früchte heranreifen sieht und eine gute Ernte einfahren kann. Das Stadium, in dem wir uns befinden, ist das der Aussaat – so empfinde ich es. An manchen Stellen ist der Acker noch nicht ganz so gut bestellt, aber die Voraussetzungen für ein Gedeihen der Samenkörner sind da.
Die Aktion fand in einer Jahreszeit statt, die uns vieles einfach gemacht hat. Noch war der Spätsommer nicht ganz vorbei mit seinen frischen Salaten und Gemüsen, da kam schon der Herbst mit all seinen Köstlichkeiten. Herbst ist Erntezeit! Das sagt schon alles! Fülle, wohin ich geschaut habe. Und dann die Ostalb… Für manche klingt das rau und rau wird gleichgesetzt mit karg. Doch davon sind wir hier weit entfernt. Und Schwäbisch Gmünd liegt dazu noch ganz begünstigt, beginnt hier doch wenige Kilometer westlich die Region Remstal mit Obst- und Weinbau.
Apfelwiese der Familie Barth bei den Limes-Thermen mit Texel-Schafen
Ein besonderer Ort: Die essbaren Gärten im Schönblick
In den essbaren Gärten gedeihen sogar Artischocken.
Auch das ist die Ostalb!
Mein Konsumverhalten hat sich verändert. Ich hatte mich vor dieser Aktion zwar auch informiert, was ich so zu mir nehme, dies aber eher auf die Inhaltsstoffe beschränkt und nicht so sehr auf Regionalität. Gerichte mit Fleisch haben sich sehr reduziert. Dies hat allerdings mehr mit ethischen Gründen zu tun. Hier lege ich Wert auf artgerechte Haltung und zwar wirklich artgerecht!
Ich habe in den neun Wochen vieles wieder entdeckt, wie Kohl und vieles ganz neu entdeckt wie Rüben und Kürbisse. Schon alleine das war es Wert, einzutauchen in die Welt der regionalen Produkte!
Was sehe ich als meine Aufgabe?
Auch über diese Aktion hinaus, fühle ich mich als Botschafterin für ein gutes Leben. Schmeck‘ die Heimat hat da eine Schlüsselstellung. Nahrung spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben und das Bereitstellen und Nutzen von Nahrungsmitteln hat großen Einfluss auf alles um uns herum. Viele kennen die Zusammenhänge nicht, die ihr Konsumverhalten auslöst. Da ist vieles in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen. So konnte es passieren, dass Tiere und Pflanzen den Haltungs- bzw. Umweltbedingungen angepasst wurden und nicht mehr darauf geschaut wurde, wie die Umgebungsbedingungen verbessert werden können, damit Lebewesen ihren Bedürfnissen entsprechend aufwachsen können. Dies ist in meinen Augen einer der größten Missstände, ja Skandale, die wir Menschen zu verantworten haben. Das muss sich ändern und ändern können nur wir es, die Konsumenten!
Zum Abschluss der Aktion bekamen wir ein Kochbuch von Vincent Klink (auch ein Gmünder!!!) mit einer persönlichen Widmung: „Tragt den regionalen Gedanken weiter“. Und das nehme ich wörtlich und als Aufforderung!
Wie geht es weiter?
Für mich ist die Aktion „Schmeck‘ die Heimat“ nicht zu Ende. Die Aktion war der Beginn und „Schmeck‘ die Heimat“ soll nun zu einer Bewegung werden, die viele Menschen erreicht und zu einem Umdenken und Handeln in selbstbestimmter und verantwortungsvoller Art und Weise führt. Und da sind wir auch beim Ziel: Ein gutes Leben für alle!
Wie das genau aussieht, daran arbeite ich. Information ist wichtig, praktische Tipps, konkrete Hilfestellung, Veranstaltungen, Aufklärung, Gespräche, Austausch, Erzeuger und Verbraucher zusammenbringen – das sind Stichworte, die einfließen werden.
Spannend! Und eine Herausforderung!